Investitionskredit - Unterstützung für große Pläne
Für mittel- bis langfristigen Kapitalbedarf, z.B. für die Anschaffung einer neuen Produktionsmaschine, eignet sich ein klassisches Investitionsdarlehen für Firmen. Hierfür sind Sie nicht an Ihre Hausbank als Kreditgeber gebunden.
Wenn Unternehmen, Selbstständige oder Freiberufler eine größere Anschaffung für ihren Betrieb tätigen möchten, die sie nicht aus vorhandenen liquiden Mitteln bestreiten können, kommt häufig ein Investitionskredit zum Einsatz. Diese zeichnet sich gegenüber dem Betriebsmittelkredit durch eine längere Laufzeit aus, die sich meist an der zu erwartenden betrieblichen Nutzungsdauer (bzw. Abschreibungsdauer) orientiert.
Typische Anlässe für Firmenkredite
Firmenkredite mit längerfristiger Laufzeit werden für die Anschaffung von Sachanlagen verwendet. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Produktionsmaschinen, Fahrzeuge, Grundstücke oder Immobilien. Auch immaterialle Anschaffungen wie Patente, Forschungsprojekte und Lizenzen können finanziert werden. Nachfolgend finden Sie einige typische Szenarien, bei denen Unternehmenskredite ein sinnvolles Instrument zur Gewerbefinanzierung sein können:
Kapazitäten erweitern
Sie könnten mehr Aufträge annehmen als Sie bearbeiten können? Die Erweiterung von Produktionskapazitäten ist typisches Szenario für einen Firmenkredit. Die Anschaffung neuer Produktionsanlagen ist kostspielig und armortisiert sich erst mittel- bis langfristig. Finanzieren Sie die Investition mit Fremdkapital und tilgen das Darlehen mithilfe der gestiegenen Erträge.
Innovation & Modernisierung
Je stärker der Wettbewerb in Ihrer Branche, umso wichtiger ist es, dass Sie sich regelmäßig neu erfinden. Die Digitalisierung von Prozessen oder die Entwicklung neuer Produkte können sehr kostenintensiv sein. Die Erträge erwirtschaften Sie meist zeitverzögert. Investitionen in die Zukunftsfähigkeit Ihres Betriebes lassen sich mit einem Firmendarlehen finanzieren.
Einkaufs- & Lagerfinanzierung
Sie wollen Waren vorfinanzieren oder einen größeren Lagerbestand bevorraten, um Preisschwankungen bei Material und Rohstoffen entgegenzuwirken? Zwar ist dies keine Investition im klassischen Sinne. Doch bei guter Bonität und Kapitaldienstfähigkeit ist ein Firmenkredit eine sinnvolle Alternative zum Finetrading, wenn es um die Finanzierung von Wareneinkäufen geht.
Expansion
Die Eröffnung weiterer Standorte zur Erschließung neuer Märkte ist ein üblicher Schritt auf dem Wachstumspfad eines Unternehmens. Betriebe, die den damit einhergehenden Kapitalbedarf für Personalaufbau, Betriebsausstattung und Errichtung von Produktionskapazitäten nicht aus dem laufenden Geschäft querfinanzieren können, können auf einen Investitionskredit zurückgreifen.
Wenn Sie solche Vorhaben planen und dieses nicht aus vorhandenen Rücklagen finanzieren können, hilft ein Firmenkredit. Diesen erhalten Sie entweder über Ihre Hausbank oder einen externen Finanzierungspartner.
Kreditkonditionen und Laufzeit
Die Frage, ob eine Bank Ihr Investitionsvorhaben mit einem Kredit finanziert, entscheidet sie in einem zweistufigen Verfahren. Im Rahmen des sog. Ratings wird anhand objektiver Kriterien das Risiko ermittelt, dass Sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten und den Kredit nicht tilgen können. Die eigentliche Kreditentscheidung wird zusätzlich durch spezifische Vergaberichtlinien der jeweiligen Bank beeinflusst.
Am Ende der Kreditentscheidung steht im Idealfall das Angebot Ihr Vorhaben zu bestimmten Konditionen zu finanzieren.
So ermitteln Banken die Zinshöhe
Für die Ermittlung der Verzinsung Ihres Darlehens spielen insgesamt vier Faktoren eine Rolle, von denen zwei auf den Ergebnissen des Ratings basieren.
Leitzins
Die Finanzierungskosten, d.h. der Zinssatz, zu dem die Bank Geld auf dem Kapitalmarkt beschaffen kann, bildet die Preisbasis für den Zinssatz. Maßgebend dafür ist der Leitzins, der von der EZB festgelegt wird. Dies sind quasi die Materialkosten der Bank für ihr Produkt. Der Leitzins liegt aktuell bei 0,0%, so dass der Bank derzeit keine Kosten bei der Kapitalbeschaffung entstehen.
Bankenmarge
Ihre laufenden Betriebskosten, d.h. die Kosten für Gehälter, Miete Ihrer Filialen und ähnliche Infrastruktur müssen Banken unter anderem durch Zinseinnahmen decken. Die Kosten für einen Firmenkredit enthalten also auch immer anteilig eine Marge für den Geldgeber. Wie hoch dieser Anteil ist, ist eine kaufmännische Entscheidung der Bank.
Kapitalkosten
Seit der Finanzkrise 2007 sind Banken zu einem erhöhtem Fokus auf die Stärkung ihres Eigenkapitals verpflichtet. Für das Ausfallrisiko eines Kredites muss die Bank entsprechend Eigenkapital bereitstellen. Und zwar in dem Umfang, der nicht durch Sicherheiten des Kreditnehmers gedeckt ist. Für dieses Eigenkapital erwartet die Bank eine Verzinsung vom Kreditnehmer. Bedeutet: Sie erhalten günstigere Zinsen, wenn Sie mehr Sicherheiten und ein besseres Rating erzielen, da die Bank dann weniger Eigenkapital bereitstellen muss.
Risikokosten
Die Bank kalkuliert im Rahmen des Rating-Prozesses das Ausfallrisiko des Kredits. So versuchen Banken Ihre Kreditentscheidungen zu objektivieren. Je besser Ihre Bonität, umso niedriger werden die Risikokosten angesetzt. Auch wenn das Verfahren grundsätzlich ähnlich abläuft, können Banken zu unterschiedlichen Bewertungen gelangen, weshalb ein Vergleich empfehlenswert ist.
Die Nullzinspolitik der EZB, die nunmehr seit März 2016 anhält, schafft günstige Rahmenbedingung für die Beschaffung von Fremdkapital, so dass Investitionskredite bei guter Bonität aktuell ab ca. 2% Zinsen möglich sind.
Was ist die passende Laufzeit für einen Firmenkredit?
Die Frage nach der Laufzeit lässt sich nicht pauschal beantworten. Sie hängt von folgenden Faktoren ab:
- Finanzierungssumme: wie hoch ist die Summe, die Sie für Ihre Investition benötigen nach Abzug Ihres vorhandenen Eigenkapitals? Aus der Höhe des Kapitalbedarfs und Ihrer Cashflowplanung, lässt sich ableiten, wie lange Sie mindestens benötigen, den Kredit zu tilgen. Diese Betrachtung sollte immer unter Berücksichtigung finanzieller Polster erfolgen.
- Nutzungsdauer: bei abschreibungspflichtigen Anschaffungen orientiert sich die Kreditlaufzeit oft an der üblichen Nutzungsdauer. Die Finanzierung Ihrer Anscahffung sollte abgeschlossen sein, wenn sie abgeschrieben ist. Möglicherweise steht nun ja bereits eine Folgeinvestition an?
Kreditgeber haben durchaus Interesse an einer längeren Kreditlaufzeit, weil sich dadurch die Gesamtkosten erhöhen. Gleichzeitig bringt eine lange Laufzeit für Sie aber auch den Vorteil mit sich, Fremdkapital zu den heute sehr günstigen Konditionen zu beschaffen. Möglicherweise sind die Kosten für die Kapitalbeschaffung in wenigen Jahren höher als heute. Eine langfristige Laufzeit bietet hier Planungssicherheit. Mögliche Schwankungen werden allerdings auch durch einen höheren Zins bei längerer Laufzeit durch die Banken eingepreist.
Das nachfolgende Beispiel zeigt die Auswirkung der Laufzeit auf die Kosten eines Firmenkredites über 120.000 Euro bei gleichbleibender Tilgung und einen Zinssatz von 3%:
Laufzeit | 10 Jahre | 5 Jahre | 2 Jahre |
---|---|---|---|
mtl. Tilgung | 1.000,00 € | 2.000,00 € | 5.000,00 € |
Zinsen gesamt | 18.150,00 € | 9.150,00 € | 3.750,00 € |
Gesamtkosten | 138.150,00 € | 129.150,00 € | 123.750,00 € |
Firmendarlehen über 120.000 € mit 3,00% Nominalzins ohne zusätzliche Gebühren.
tradingtwins-Tipp
„Wie Sie sehen, führt eine längere Laufzeit auch zu höheren Kreditkosten. Dennoch sollten Sie die Risiken in Betracht ziehen, die eine kurze Laufzeit mit sich bringt. Stellen Sie durch eine seriöse Liquiditätsplanung sicher, dass Sie die Tilgungsraten und Zinsen auch zuverlässig bedienen können, wenn Einnahmen unvorhergesehen wegfallen.“
Christian Schäfers
tradingtwins Redaktion
Arten der Tilgung
Neben der Laufzeit beeinflusst auch die Art der Tilgung die aus einem Firmenkredit resultierende Belastung. Grundsätzlich lassen sich folgende Varianten:
- Gleichbleibende Annuitäten: Annuitäten setzten sich aus der Rückzahlung der Kreditsumme und den Zinsen zusammen. Die Annuitäten bleiben identisch, wodurch sie zu Beginn einen höheren Zinsanteil als am Ende der Laufzeit enthalten.
- Regelmäßige Tilgung in gleicher Höhe: In dieser Variante wird regelmäßig (z.B. monatlich oder quartalsweise) die gleiche Rate der Kreditsumme getilgt. Durch die immer geringer werdende Restschuld verringert sich mit jeder Tilgungsrate die Zinslast, wodurch die Annuitäten sinken.
- Endfällige Darlehen: Bei dieser eher seltenen Variante erfolgt die Rückzahlung der kompletten Kreditsumme zuzüglich der angefallenen Zinsen auf einen Schlag am Ende der Laufzeit. Der Vorteil ist, dass Ihnen das Kapital in voller Höhe über die gesamte Laufzeit zur Verfügung steht. Die Zinslast ist aber entsprechend höher als bei einer regelmäßigen Tilgung.
Die Art der Tilgung ist ein sehr wichtiger Aspekt für Ihre Finanz- und Liquiditätsplanung. Darüber hinaus sollten Sie berücksichtigen, ob die Bank ein sog. Disagio erhebt. Ist das der Fall, behält sie zu Beginn der Laufzeit einen Abschlag ein, der als Vorauszahlung auf künftige Zinsen dient.